Kann man (und soll man) eine Epilepsie behandeln?

Gründe für eine Behandlung:

- Unglückliche Stürze im Anfall führen zu Verletzungen.

- Anfälle können erhebliche Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, in der Familie
   und in der Freizeit auslösen.

- Beim ungesicherten Schwimmen kann man im Anfall ertrinken.

- Wer Anfälle hat, darf nicht Auto fahren.

- Viele Arbeitsplätze, z.B. an gefährlichen Maschinen, bleiben für Menschen, bei denen die Anfälle ohne Vorzeichen auftreten, verschlossen.

- Länger als 15 Minuten anhaltende große Krampfanfälle (sog. Status epilepticus)  können zu einer dauerhaften Hirnschädigung führen.

- Nach Anfällen kann für mehrere Stunden die Konzentration gestört sein.
   (Schul- und Berufsprobleme)

- Medikamente können eine Ausheilung der Epilepsie ermöglichen.

Ziel einer Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern.

Dafür gibt es Medikamente, die das Gehirn vor epileptischer Aktivität abschirmen. Die notwendige tägliche Menge muss bei jedem Menschen ermittelt werden. Durch Einnahme von Medikamenten können die meisten Epilepsiekranken dauerhaft anfallsfrei werden.

Dauerhafte Anfallsfreiheit ermöglicht ein Ausheilen der Epilepsie.

Unterschiedliche Formen von Epilepsien sprechen unterschiedlich gut auf eine Behandlung an. Bei manchen Formen werden 90 % der Betroffenen anfallsfrei, bei anderen nur ca. ein Drittel. Wenn ein Epilepsiekranker unter Behandlung mehrere Jahre anfallsfrei bleibt, besteht eine gute Chance, dass sein Gehirn „verlernt“, Anfälle zu bekommen. Man kann dann versuchen, die Medikamente langsam abzusetzen. Wenn dies gelingt, ohne dass wieder Anfälle auftreten, ist die Epilepsie ausgeheilt.

Geht es auch ohne Medikamente?

Meist kann man auf Medikamente nicht verzichten. Manchmal ist eine Veränderung der Lebensweise (z.B. der Schlafgewohnheiten) entscheidend. Einzelne Betroffene lernen, beginnende Anfälle mittels psychotherapeutischer Verfahren zu unterbrechen. Das ist nur möglich, wenn der Epilepsiekranke den kommenden Anfall spürt (Aura). Schließlich kann man überprüfen, ob eine operative Entfernung des kranken Hirnabschnittes möglich ist.

Ein Beispiel: Frau S. hat Anfälle, die mit einem Kribbel-Gefühl im rechten Arm beginnen (Aura) und nach etwa 10 Sekunden in einen generalisierten Anfall übergehen. Frau S. hat festgestellt, dass sie den generalisierten Anfall verhindern kann, wenn sie nicht an das Kribbel-Gefühl denkt, sondern sich auf ein ganz bestimmtes angenehmes Musikstück aus ihrer Kindheit konzentriert.

Viele Betroffene wissen, unter welchen Umständen ihre Anfälle oft auftreten, und versuchen diese Umstände zu meiden.

Medikamente:

Die Verkaufsnamen der Medikamente sind von den Arzneimittelfirmen erfunden worden. Für die Wirkung gegen Anfälle ist ein Wirkstoff verantwortlich, dessen Name auf der Medikamentenschachtel angegeben ist. Jede Tablette enthält eine bestimmte Menge des Wirkstoffs, beispielsweise die Medikamente „Tegretal 400“ und „Sirtal 400“ enthalten beide den Wirkstoff „Carbamazepin“ in einer Menge von 400 mg (0,4 g). Sie werden von verschiedenen Firmen hergestellt.

(Auszug aus den Informationstafeln Epilepsie Dr. Specht/Prof. Dr. Altrup)