Kann Epilepsie auch bei Tieren vorkommen?

Epileptische Anfälle treten bei vielen Tierarten auf. Dabei sind nicht nur Säugetiere, sondern praktisch alle Wirbeltiere betroffen und selbst bei einigen Wirbellosen sind Zustände bekannt, die epileptischen Anfällen ähneln (z.B. bei bestimmten Fruchtfliegen).

Wie auch beim Menschen kann es sich bei den Anfällen um Gelegenheitsanfälle oder um eine chronische Erkrankung handeln. Gelegenheitsanfälle können z.B. durch Vergiftungen oder Hypo- und Hyperglykämie, also eine Verminderung bzw. Erhöhung des Blutzuckerspiegels, bedingt sein. Dies trifft für die häufigsten Haustiere wie Hunde und Katzen genauso zu wie für exotischere Tiere wie z.B. Echsen, Schlangen, aber auch Vögel.

Neben Gelegenheitsanfällen finden sich auch wiederkehrende Anfälle bei Tieren. Diese werden entweder durch andere Erkrankungen hervorgerufen (sog. sekundäre Anfälle) oder es kann keine Ursache festgemacht werden (primäre oder idiopathische Epilepsie). Für sekundäre Anfälle kommen als auslösende Erkrankungen u.a. infrage: Hirntumoren, Hirnentzündungen, Hydrocephalus („Wasserkopf“; häufiger bei Hunden anzutreffen), Lebererkrankungen und Durchblutungsstörungen des Gehirns.

Zur Behandlung der Anfälle sollten (nach korrekter Diagnose durch den Tierarzt) abhängig von den oben aufgeführten Anfallstypen unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Zum einen ist die Grunderkrankung zu behandeln: Vergiftungsursachen sind zu vermeiden (zu denken ist u.a. an Wasserqualität und Mineralgehalt des Wassers sowie ggf. unverträgliche Pflanzen z.B. bei Reptilien, Schimmelpilze z.B. in der Vogelnahrung), Entzündungen müssen adäquat behandelt werden usw. Zum anderen werden, falls wie bei idiopathischer Epilepsie keine andere Grunderkrankung vorliegt oder die Ursachen nicht behandelt werden können, wie auch beim Menschen Wirkstoffe eingesetzt, die identisch mit den antiepileptischen Medikamenten der Humanmedizin sind (z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Primidon. Diazepam und Kaliumbromid). Allerdings verwenden Tierärzte in aller Regel vergleichsweise bekannte und alteingeführte Präparate und nicht Arzneimittelneuerungen, die beim Menschen zum Einsatz kommen.

Autor: Dr. R. Köhling, Institut f. Physiologie Münster, November 2004
Beirat: PD Dr. A. Schulze-Bonhage, Neurozentrum Freiburg


Für den Inhalt der angegeben Webseite können wir keine Verantwortung übernehmen